Cozumel – Pilgerfahrt zu Ixchel – San Gervasio
Die Insel Cozumel war der Hauptort zur Verehrung der Göttin Ixchel in der Mayawelt. San Gervasio, wo man die Überreste der Tempel bewundern kann, war in religiöser Hinsicht von ähnlicher Wichtigkeit für die Maya wie Chichén Itzá.
Der präkolumbianische Name für San Gervasio war „Tantun Cuzamil“, was so viel bedeutet wie „Flacher Felsen am Ort der Cenoten“.
Ixchel war die Göttin der Fruchtbarkeit der alten Maya. Verschiedene Attribute und Symbole, wie der Mond, Wasser, Geburt oder der Regenbogen wurden mit ihr assoziiert. Ixchel erscheint in verschiedenen Gestalten und Altern. Eine Abbildung im Codex von Dresden zeigt sie in Gestalt einer alten Frau, mit Klauen an den Füßen. Auf dem Kopf windet sich eine Schlange anstelle der Haare. Aus einem Gefäß gießt sie Flüssigkeit auf den Boden. Andere Überlieferungen sprechen von einer jungen Frau, die die Webkunst erfunden hat.Sie war auch eine von mehreren Jaguar-Gottheiten, denen die Maya huldigten.
Vor allem weibliche Pilger aus dem gesamten Mayagebiet bis hinunter nach Honduras reisten nach Cozumel, um der Göttin zu huldigen.
1560 hat der spanische Historiker Diego Lopez de Cogolludo notiert:
”Die Pilger kommen nach Cozumel, um zur Erfüllung ihrer Gelübde Opfer darzubringen, um Hilfe in ihren Belangen zu erbitten und für die frevelhafte Anbetung ihre falschen Götter.“
Der größte Teil der Bevölkerung Cozumels starb kurz nach der Ankunft der spanischen Konquistadoren bei einem Ausbruch der Pocken, wie spanische Chroniken belegen.
Nur wenige große Gebäude sind in San Gervasio erhalten. Das größte ist die Pyramide Ka’na Nah, was in der Sprache der Maya „Hohes Haus“ bedeutet. Nach den Aufzeichnungen der Spanier benutzen die Priester eine im Inneren hohle Figur, die mit einer Öffnung versehen war. Der Priester schlüpfte unbemerkt in diese Figur hinein und verkündete dann der erstaunten Pilgerschar den Willen der Götter.
Nur ein Teil der Anlage steht der Besichtigung durch Besucher zur Verfügung. Ein eindrucksvolles Baudenkmal ist El Archo, ein Portal, das man anhand anderer erhaltener Torbögen dieser Art rekonstruiert hat.
Direkt hinter dem Tor beginnt eine lange Zeremonialstraße, ein Sac-Bé, und führt zu einem anderen Tempelgebäude, dem Nohoch Nah. Nohoch Nah heißt so viel wie “großes Gebäude” in der Sprache der Maya.
Reisetipp: Die Entfernung von Cozumel zum Festland beträgt etwa 25 km. Fährschiffe, die in Playa del Carmen ablegen, schaf-fen die Strecke in etwas mehr als 30 Minuten.
San Gervasio befindet sich im nördlichen Teil der Insel. Um es zu erreichen kannst du vom Hafen aus ein Taxi nehmen oder, wenn du der eher abenteuerlustige Typ bist, einen Motorroller mieten. Die Fahrt zum Eingang von San Gervasio dauert mit dem Motorroller etwa 30 Minuten. Die Straße ist in gutem Zu-stand, und es gibt nur wenig Verkehr auf der Insel. Mir hat die Fahrt mit dem Roller Spaß gemacht.
Die meisten Touristen erreichen Cozumel mit einem Kreuz-fahrtschiff, aber nur wenige finden den Weg zu dieser antiken Mayastätte. Cozumel ist auch besser als Tauchparadies bekannt.
Ich empfehle, den Besuch in San Gervasio so früh wie möglich am Tag einzuplanen und möglichst die erste Fähre nach Cozu-mel zu nehmen. Dazu übernachtet man am günstigsten in Playa del Carmen.
Es gibt auf Cozumel nur wenige hohe Bäume und deshalb auch nur wenig Schatten in San Gervasio. Die Stürme, die während der Hurrikan-Saison über die Insel fegen, halten den Bewuchs niedrig. Deshalb solltest du unbedingt eine Kopfbedeckung zum Schutz vor einem Sonnenstich mitnehmen!