Chichén Itzá – Der Star unter den Mayastätten
Chichén Itzá ist die mit Abstand bekannteste archäologische Stätte mit alten Mayatempeln und Pyramiden in Mexiko. Sie ist ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen, die ihren Urlaub an der Riviera Maya verbringen. Von Cancún aus kann Chichén Itzá innerhalb von zwei bis vier Stunden relativ einfach via Mietwagen oder Reisebus erreicht werden.
Inhalt dieses Artikels
- Toltekische Einflüße
- El Castillo – die Pyramide des Kukulkan
- Templo de los Guerreros – Der Kriegertempel
- Gruppe der tausend Säulen
- Templo de las Mesas – Tempel des großen Opfertisches
- Juego de pelota – Der große Ballspielplatz
- Tempel der Jaguare
- Tzompantli
- Venusplattform
- Cenote Sagrado – Der heilige Brunnen
- Caracol – Der Schneckenturm
- Iglesia – Die Kirche
- Reisetipp
Deshalb ist es empfehlenswert, seinen Trip genau zu planen, um sicher zu stellen, dass man schon früh am Morgen ankommt, bevor der Hauptstrom der Besucher das Areal überflutet. Das Wochenende ist für den Besuch nicht zu empfehlen. Am besten reist du bereits am Tag vor dem eigentlichen Besuch an und übernachtest in Chichén Itzá oder in der unmittelbaren Umgebung. Der Name des Ortes neben Chichén Itzá ist Pisté.
Chichén Itzá ist eine ehemalige Ansiedlung der Maya aus der späten klassischen Periode. Die Stadt zeigt Besiedlungsspuren, die zwischen 600 v. Chr. und 1500 n. Chr. einzuordnen sind. Namensgebend war eine hier herrschende Gruppe von Mayas, die sich die Itzá nannten. Der Name Chichén Itzá bedeutet Am Rande des Brunnens der Itzá. Eine große Cenote, die den antiken Mayas auch für Opferzeremonien diente, kann auf dem Gelände besichtigt werden.
Die in Chichén Itzá gefundenen Inschriften, verschiedene Überlieferungen der Maya und Aufzeichnungen der spanischen Eroberer liefern nur lückenhafte und sich teilweise widersprechende Erkenntnisse, was die Geschichte der Stadt angeht. Nur weniges scheint gesichert zu sein.
Die Bautätigkeit der heute sichtbaren Gebäude begann erst in der Spätklassik um 750 n. Chr. Um 1500 am Ende der Postklassik wurde Chichén Itzá allmählich aufgegeben.
Toltekische Einflüße
Der Baustil in Chichén Itzá ist insofern außergewöhnlich, weil er den in der Puuc-Region vorherrschenden Stil mit einer „toltekisch“ genannten Stilvariante verbindet, deren Ursprung im nördlichen Mexiko zu suchen ist. Von der Theorie, dass es sich hierbei um das Einwirken toltekischer Eroberer aus dem nördlich von Mexiko City gelegenen Tula handeln könnte, hat die Forschung inzwischen Abstand genommen. Vielmehr geht man von einem diffusionistischen Modell des künstlerischen Einflusses aus.
Ursprünglich wurde das Gebiet von Ek Balam kontrolliert. Dieses wurde aber von Chichén Itzá abgelöst, das die Kontrolle über das nördliche Yucatán übernahm. In Folge einer Auseinandersetzung mit der Stadt Mayapan wurde Chichén Itzá erobert und verlor seinen Einfluss im Gebiet des nördlichen Yucatán.
Die Itzá wanderten schließlich nach Süden aus und gründeten an der Stelle des heutigen Flores im Lago Petén in Guatemala die Stadt Nojpetén, was so viel wie „Große Insel“ bedeutet.
Die ersten Abbildungen von Chichén Itzá, die in moderner Zeit erstellt wurden, stammen von dem britischen Architekten und Maler Catherwood, der 1841 Yucatán gemeinsam mit dem amerikanischen Diplomaten Stephens bereiste.
El Castillo – die Pyramide des Kukulkan
Das berühmteste Gebäude in Chichén Itzá ist zweifelsohne die große Pyramide „El Castillo“, auch Pyramide des Kukulkan genannt. Zweimal im Jahr zum Zeitpunkt der Tag –und Nachtgleiche, erzeugen Licht und Schatten in Verbindung mit den großen steinernen Schlangenköpfen am Fuße der Pyramide die Illusion einer sich am Gebäude abwärts bewegenden Schlange. Dieses Schauspiel ist bei den Touristen sehr beliebt, auch wenn es nicht klar ist, ob die Erbauer den Effekt tatsächlich geplant hatten oder ob hier nicht der Zufall eine Rolle spielte.
Die Pyramide besteht aus neun Ebenen und weist an jeder der vier Seiten 91 Stufen auf, die zusammen die Zahl 364 ergeben. Zählt man den Tempelsockel auf der obersten Ebene hinzu, ergeben sich so 365 Stufen, was der Anzahl der Tage eines Jahres entspricht.
Allerdings ist diese Berechnung mit Vorsicht zu genießen, denn die Stufen wurden bei der Rekonstruktion der Pyramide zu einem großen Teil neu gebaut. Ob die Pyramide in ihrem ursprünglichen Zustand wirklich jeweils 91 Stufen an den Seiten aufwies, ist nicht gesichert und es gibt auch Anzeichen, dass keine 91 Stufen vorhanden waren.
Einschließlich der Kukulkan-Tempels auf der oberen Plattform erreicht das Bauwerk eine Höhe von 33 Metern.
Erbaut wurde die heute sichtbare, äußere Kukulkanpyramide etwa um 1100 n. Chr. Ausgrabungen haben gezeigt, dass sie über einer älteren Pyramide, die ebenfalls über 9 Ebenen erbaut war, errichtet wurde.
Bei dieser 2. älteren Pyramide geht man von einer Bauzeit um etwa 700 n. Chr. aus. Auf der Spitze der Pyramide befindet sich der Tempel des Kukulkan.
Inzwischen weiß man, dass sich im Inneren noch eine weitere Substruktur befindet. Dieses dritte der ineinander verschachtelten Pyramiden hat eine Höhe von 13 Metern, und Seitenlängen von 12 x 18 Metern. Die Bauzeit vermuten die Archaeologen zwischen 550 und 800 n. Chr. an.
Leider ist El Castillo schon seit vielen Jahren für Besucher gesperrt, so dass man sie nicht besteigen kann.
Die Balamkú-Höhle
Es gibt die Vermutung, dass der gesamte Pyramidenkomplex über einer Cenote oder einem unterirdischen Wasserlauf errichtet wurde. Auf der Suche nach einem Zugang zu diesem Wasserspeicher entdeckten Archaeologen in etwa 2 km Entfernung den Zugang zu einem ausgedehnten Höhlensystem.
Bisher (Stand 2019) konnten erst wenige 100 Meter dieser „Balamkú“ genannten Höhle erforscht werden. Die Arbeiten gestalten sich schwierig, denn die Gänge sind teilweise nur 40 Zentimeter hoch. Balamkú bedeutet übrigens „Tempel des Jaguars“.
Interessant sind die zahlreichen Tongefäße, von denen man über 100 in sehr gutem Erhaltungszustand gefunden hat. Man geht davon aus, dass diese zwischen 700 und 1000 n.Chr. entstanden sind. Manche Gefäße scheinen Abbildungen der in Zentralmexiko verehrten Regengottes Tlaloc zu zeigen, was insofern verwunderlich ist, dass die Maya auch Chaak, ihren eigenen Regengott verehrten. Dies unterstreicht allerdings auch wieder den zentralmexikanischen Einfluß, den man ja auch an anderern Stellen in Chichen Itza erkennen kann.
Templo de los Guerreros – Der Kriegertempel
Der Kriegertempel wurde nach einer Reihe von Säulen benannt, auf denen die reliefartig eingravierten Darstellungen von Mayakriegern zu sehen sind. Der Tempel wurde über einer älteren Struktur, dem Tempel des Chak Mol, errichtet.
Gruppe der tausend Säulen
Die Gruppe der tausend Säulen ist eine Ansammlung von Steinsäulen, die sich im Süden und Osten an den Kriegertempel anschließen. Ursprünglich waren diese Säulen die Träger eines großen Gewölbedaches, das jedoch nicht erhalten ist. Die Säulen haben einen quadratischen Querschnitt und sind skulpturiert.
Die Darstellungen zeigen Mayakrieger, Schlangen und Vogelmenschen – eine Mischung aus Krieger und Vogel. Diese Figur ist auch im nördlich von Mexiko City gelegenen Tula nachgewiesen. Auf Grund der Ähnlichkeit in der Architektur und Kunst zwischen Chichén Itzá und Tula glaubt man eine Verbindung zwischen den hier lebenden Maya und den aus Tula stammenden Tolteken nachweisen zu können.
Templo de las Mesas – Tempel des großen Opfertisches
Der Tempel des großen Opfertisches ist ein kleiner Pyramidenstumpf, dessen Basis aus vier Ebenen besteht. Auf der oberen Plattform ist ein Tempelgebäude errichtet.
Juego de pelota – Der große Ballspielplatz
Der große Ballspielplatz ist nur einer von 12 Ballspielplätzen, die man in Chichén Itzá entdeckt hat. Und er ist der größte bisher entdeckte Ballspielplatz der Mayawelt. Dieser hier hat eine Länge von 168 m und eine Breite von 38 m (6384m²). Die Seitenmauern sind acht Meter hoch.
Zum Vergleich: Ein internationales Fußballfeld ist nur geringfügig größer. Es hat die Maße 105 m x 68 m (7140 m²).
Wie die Ballspieler der Maya es geschafft haben, den schweren, massiven Kautschukball, den sie nur mit Hüften, Schultern und Knie, aber nicht mit den Händen oder Füßen, spielen durften, durch die beiden knapp unter der Oberkannte der Seitenmauern angebrachten Ringe zu bugsieren wird wohl für immer ein Rätsel bleiben. Wegen der Schwere des Balles dürften heftige Verletzungen bei den Ballspielern an der Tagesordnung gewesen sein. Verlierer oder auch die Gewinner, wie manche Historiker annehmen, hatten nach dem Spiel die Ehre auf der Pyramide des Kukulkan geopfert zu werden.
Tempel der Jaguare
Rund um den großen Ballspielplatz wurden auf den Umfassungsmauern mehrere Tempel errichtet. Der auffälligste davon ist der auf der Südseite der östlichen Mauer sich befindende Tempel der Jaguare.
Tzompantli
Das aus der Sprache der Azteken, dem Nahuatl, entlehnte Wort Tzompantli bezeichnet ursprünglich eine Plattform, auf der, an Holzgerüsten befestigt, die Schädel der Ritualopfer ausgestellt wurden. Die Außenseite des Tzompantli ist mit der reliefartigen Darstellung von Totenschädeln versehen.
Venusplattform
Diese Struktur ist eine Plattform mit quadratischem Grundriss. Schlangenköpfe bilden den oberen Abschluss der auf allen vier Seiten nach oben führenden Treppen.
Cenote Sagrado – Der heilige Brunnen
Die Cenote Sagrado, befindet sich etwa 400 m nördlich des Castello. Der Weg dorthin führt durch einen lichten Wald und wird von allerlei Ständen von Kunsthandwerkern und Händlern gesäumt. Die Cenote diente auch der Opferung und neben verschiedenen Kunstgegenständen, hat man bei Tauchgängen an ihrem Grund auch mehrere menschliche Skelette gefunden.
Der Durchmesser der Cenote beträgt etwa 60 m. Der Abstand vom oberen Rand zur Wasseroberfläche liegt bei etwa 15 m. Wie vermutlich alle Cenoten, ist auch die Cenote Sagrada von Chichén Itzá mit dem unterirdischen Wassersystem des nördlichen Yukatan verbunden.
Caracol – Der Schneckenturm
Der Caracol oder Schneckenturm ist eines der herausragenden Gebäude in Chichén Itzá. Die Bauzeit des für astronomische Beobachtungen errichteten Turmes geht, laut einer auf seiner Oberfläche gefundenen Inschrift, auf das Jahr 906 n. Chr. zurück. Seinen Namen erhielt der Turm wegen der in seinem Inneren nach oben führenden spiralförmigen Treppe.
Der runde Turmbau wurde auf mehreren übereinander liegenden Plattformen errichtet.
Archäologen und Historiker nehmen an, dass insgesamt 29 astronomische Ereignisse von Interesse für die Priesterastronomen der Maya waren. Dazu gehören die Tag-und-Nacht-Gleichen, Sonnenwenden und Sonnenfinsternisse. Für 20 dieser astronomischen Ereignisse hat man am Caracol entsprechende Sichtlinien, die der Beobachtung dienten, feststellen können. Die Zahl dieser Sichtlinien war ursprünglich womöglich noch höher. Jedoch wegen des zwischenzeitlichen Verfalls der Bausubstanz, sind sie heutzutage nicht mehr feststellbar.
Iglesia – Die Kirche
Das Iglesia genannte Gebäude ist relativ klein und besitzt nur eine Türöffnung. Es sticht wegen seiner Fassadenverzierungen mit mehreren Masken des Regengottes Chaac hervor.
Reisetipp
Chichén Itzá ist ein sehr häufig besuchter Ort. Wahre Massen von Touristen strömen tagtäglich aus den Touristenzentren der Karibikküste nach Chichén Itzá. Die Verwaltung der Stätte öffnet um 8 Uhr morgens die Pforten. Bereits gegen 12 Uhr ist es auf dem Gelände aber kaum noch auszuhalten, denn es wimmelt nur so von Menschen.
Ich empfehle deshalb, dass sich der ernsthafte Forschungsreisende frühzeitig vor! 8 Uhr vor dem Eingang einfindet und dort seine Eintrittskarte löst. Am besten planst du mehrere Besuche ein, denn auf Grund der Größe der Anlage wirst du es kaum schaffen bei nur einem Besuch alle Gebäude aufzusuchen, bevor die Touristen über die altehrwürdige Ruinenstadt herfallen.
Es gibt mehrmals täglich Überland-Busse, die von Tulum, Playa del Carmen, Cancún, Valladolid oder Merida ausgehend, in Chichén Itzá anhalten. Im Eingangsbereich der Mayaruinen befinden sich ein Ticketschalter und eine Gepäckaufbewahrung. In der nur 5 Fahrminuten entfernten kleinen Stadt Piste gibt es Restaurants und Übernachtungsmöglichkeiten.
Öffnungszeiten: 8:00 – 16:30 Uhr