Palenque – Mystik im Dunst des Regenwaldes
Hohe Temperaturen und eine ungewohnt hohe Luftfeuchtigkeit werden bei einem Besuch von Palenque deine Begleiter sein. Die Ruinen dieser einst bedeutenden Maya-Stadt waren mehr als 1000 Jahre vom Dschungel bedeckt. Als der Archäologe und US-Diplomat John L.Stephens Palenque 1841 besuchte, musste er sich seinen Weg mit einer Machete durch den Dschungel hacken. Heutzutage ist es einfach dorthin zu kommen.
Falls du nicht der von mir empfohlenen Route gefolgt und gerade aus Campeche angekommen bist, hast du eventuell den klimatisierten Nachtbus von der Riviera Maya genommen oder bist per Flugzeug auf dem Flugplatz eingeschwebt.
Palenque liegt im Tiefland von Chiapas, nicht weit entfernt vom Rio Usumacinta nahe der Grenze zu Guatemala im Süden Mexikos. Die Maya bauten die Stadt in einer hügeligen Landschaft. Für manche der Tempelkonstruktionen nutzten sie die natürliche Struktur dieser Hügel.
Sehr beeindruckend ist der alles umgebende tropische Regenwald. Das antike Palenque ist Teil eines relativ großen Naturschutzgebietes. Manchmal heben sich Nebelschleier aus dem Hügelwald, was der Szenerie in Verbindung mit den altertümlichen Tempeln eine mystisch-geheimnisvolle Note verleiht. Das schaurige Gebrüll der Brüllaffen, das aus dem Grün des Waldes herüber schallt, steuert zu der geheimnisvollen Atmosphäre bei.
Nicht umsonst findet man in Palenque und Umgebung auch eine große Menge an eher spirituell eingestellten Touristen, Druiden, Schamanen und Hippies aller Couleur. Rauchen, auch wenn es sich um spirituell stimulierende Substanzen handelt ist im Ruinengebiet verboten. Von den in dieser Region gerne angebotenen magischen Pilzen ist dringend abzuraten. Zum einen sind die mykologischen Kenntnisse des Pilzesammlers unbekannt, zum anderen müssen die Pilze roh gegessen werden. Ein Fall für Immodium, mit unangenehmen Begleiterscheinungen. Außerdem verplempert man so mindestens einen Tag seiner Reisezeit!
Die Mayastätte von Palenque war mindestens 400 Jahre lang, von 400 n. Chr bis 800 n. Chr. bewohnt. Man hat mittlerweile aber auch Inschriften entdeckt, die auf das Jahr 900 v. Chr. zurückgehen, kennt aber nicht ihre genaue Bedeutung. Man sollte sich bewusst machen, dass nur etwa 6% der Ruinen bisher wissenschaftlich untersucht wurden. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden in den nächsten Jahren noch zahlreiche atemberaubende Entdeckungen gemacht werden.
Wie die meisten Städte der klassischen Periode wurde auch Palenque etwa um 800 n. Chr. aufgegeben. Die Frage, warum die Maya zu dieser Zeit ihre Städte verließen, ist noch nicht endgültig geklärt.
Nur ein kleiner Teil des ehemaligen Stadtgebietes steht Besuchern offen. Die bekanntesten Strukturen in Palenque sind der Tempel der Inschriften und der Palast. Der Palast ist etwa in der Mitte des zugänglichen Areals angeordnet. Ein kleiner Beobachtungsturm, der möglicherweise astronomischen Beobachtungen diente, erhebt sich an einer seiner Seiten. Innerhalb des Gebäudes kann man an verschiedenen Stellen gut erhaltene Reliefs erkennen.
Der Tempel der Inschriften enthält eine Grabkammer. Pakal der Große, dessen richtiger Name K’inich Janaab Pakal I. war, wurde hier beigesetzt. Die Grabplatte auf seinem Sarkophag stellt den Herrscher bei seinem Abstieg in die Unterwelt dar. Berühmt wurde diese Abbildung durch Erich von Däniken, der in der Darstellung aus der Mayamythologie unzweifelhaft einen Raumfahrer beim Start eines Fahrzeuges zu erkennen glaubte. Ein Befund, über den die einheimischen Maya heute noch herzhaft lachen, wenn man sie darauf anspricht.
Pakal herrschte über die Stadt von 615 bis 683 für nahezu 70 Jahre. Die Grabkammer und der Tempel sind leider nicht begehbar.
Andere sehenswerte Gebäude:
- Der Palast
- Sonnentempel
- Tempel des Kreuzes
- Tempel des Blätterkreuzes
Im südlichen Bereich finden sich noch mehrere andere Monumentalbauten. Sehr schön ist der Bach im Süden, der sich über mehrere Kaskaden bergabwärts in Richtung Ausgang ergießt. In der Nähe des Ausganges findet sich auch ein Museum mit Fundstücken aus Palenque, das 1960 erbaut wurde.
Vom modernen Palenque aus fahren tagsüber stündlich mehrere Collectivos zu den etwa acht km entfernten Ruinen. Diese Fahrzeuge sind gut erkennbar an dem Schriftzug Ruinas – geschrieben auf einem Stück Pappe und hinter die Windschutzscheibe geklemmt. Normalerweise reicht ein Winken und der gewünschte Bus hält an. Gegenüber dem großen Busbahnhof, auf der anderen Straßenseite ist eine gute Stelle, um zuzusteigen. Um die Ruinen zu besichtigen, muss zweimal Eintritt gezahlt werden. Am Eingang des Naturschutzgebietes das erste Mal. Hier erhält man eine Tageskarte. Ein zweites Mal muss dann beim Eintritt zu den Ruinen ein Obulus entrichtet werden.
Reisetipp: Sofern ihn nächtliches Trommeln und Musizieren und dazu noch die Begegnung mit allerlei spirituell eingestelltem Reisevolk nicht stören, dann bevorzugt der Forschungsreisende, während seines Aufenthaltes in Palenque, die Übernachtung in Panchan. Mit etwas Glück begegnet er dort auch einem der an den Ausgrabungen beteiligten Archäologen. Das bewaldete Areal bietet verschiedene Unterkünfte, Minihotels, Camping und auch einzelne Hütten, zu sehr angenehmen Preisen. Außerdem gibt es dort zwei Restaurants, in denen man die einheimische Küche genießen kann. Eines davon, das etwas rustikalere Mono Blanco ist mein Favorit. Panchan bedeutet in der lokalen Sprache der Maya Paradies. Es liegt genau am Eingang des Naturschutzgebietes, etwa auf halber Strecke zwischen Palenque City und den Ruinen.
Von Palenque aus fahren Busse in alle erdenklichen Richtungen. Über Nacht erreicht man so einerseits die Riviera Maya, andererseits schafft man es auch non-stop nach Mexiko City oder Oaxaca. Hervorragend geeignet ist Palenque aber als Sprungbrett nach Guatemala!
Von Palenque aus kann man in kurzen Touren mehrere andere Sehenswürdigkeiten besichtigen. Für Bonampak und Yaxchilán in Kombination, benötigt man zwei Tage. Toniná und der La Venta Museums Park in Villahermosa lassen sich in jeweils einem Tag bewältigen. Ein Trip nach San Christobal de las Casas schlägt mit mindestens 5 Tagen zu Buche. Darüber hinaus kann man in unmittelbarer Nähe zu Palenque zwei andere weltberühmte Sehenswürdigkeiten bestaunen: Den Wasserfall von Misol-Ha und die blauen Kaskaden von Agua Azul. Beide zusammen schafft man an einem Tag.
Geheimtipp Catazajá: Eigentlich nie verirren sich Touristen in diesen Ort, der auf den Tafeln der Collectivos mit Playa bezeichnet wird. Catazajá ist der richtige Name dieses etwa 20 km von Palenque entfernten Dorfes. Sein Name bedeutet: Von Wasser bedecktes Tal. Ein Strand ist dort in der Tat nicht zu finden. Aber eine große Lagune, die Lagune von Catazajá und die hat es in sich. Denn während der Regenzeit, wenn das Flachland im Mündungsbereich des Río Usumacinta überschwemmt wird, dann steigt der Wasserspiegel hier so weit, dass verschiedene kleine Inseln in dem See überflutet werden. Auf den Ästen und in den Wipfeln, der aus dem Wasser ragenden Vegetation, sitzen dann hunderte von Kranichen, Störchen und anderen großen, exotischen Wasservögeln zusammen mit etlichen sehr seltenen goldenen Leguanen.
Außerdem kann es vorkommen, dass sich Manatis – Seekühe – von der Golfküste her durch die Überschwemmungskanäle bis in die Lagune verirren, sagt zumindest die Legende. Am Hafen, an dem die Statue einer Seekuh an eines dieser seltenen Ereignisse erinnert, kann man sich ein Fischerboot mieten und wird dann zwischen den aus dem Wasser ragenden Bäumen hindurch kutschiert. Auch hier gilt, für den Einzelnen wird es in der Gruppe billiger. Außerdem gibt es dort direkt am Hafen ein gutes Fischrestaurant.