Caracol Belize: Grab von Gründerkönig Te‘ K’ab‘ Chaak entdeckt

Ein Schatz, der nur einmal pro Generation ans Licht kommt

Vierzig Jahre lang gruben sich die Archäologen Diane und  Arlen Chase (University of Houston) durch den Dschungel von Caracol, der größten antiken Maya‑Metropole in Belize. Nun haben sie ihren bislang größten Triumph gefeiert: eine reich ausgestattete Grabkammer, die eindeutig dem Dynastiegründer Te’ K’ab’ Chaak gehört. Der König bestieg im Jahr 331 n. Chr. den Thron und starb um 350 n. Chr. – ein Meilenstein, denn zum ersten Mal lässt sich in Caracol eine königliche Bestattung einem namentlich bekannten Herrscher zuordnen.


Wer war Te’ K’ab’ Chaak?

Späte Hieroglyphen nennen ihn den ersten ajaw (König) Caracols. Osteologische Analysen verraten eine Körpergröße von rund 1,70 m, vollständig abgenutzte Zähne und ein hohes Sterbealter – alles Anzeichen für eine lange Regierungszeit, in der Caracol von einer Provinzstadt zur Regionalmacht aufstieg.

Der Name lässt sich als „Chaak mit den hölzernen Armen“ übersetzen – eine poetische Anspielung auf den Regen‑ und Donnergott Chaak und vielleicht auf eine hölzerne Waffe. Frühere Deutungen wie „Tree‑Branch Chaak“ gelten heute als grammatisch unwahrscheinlich.


Schätze aus der Grabkammer

Die Archäolog*innen fanden eine Fülle von Objekten, die sowohl den Rang des Königs als auch Caracols weitreichende Kontakte belegen:

  • Mosaik‑Jadeit‑Totenmaske – wahrscheinlich ein königliches Porträt; Jade symbolisierte Macht und Lebensenergie.
  • Elf bemalte Keramikgefäße – zeigen einen speertragenden Herrscher, gefesselte Gefangene und den Handelsgott Ek Chuah; sie weisen auf frühe Handelsnetze hin.
  • Jadeit‑Ohrpflöcke, Anhänger und ein Perlenhalskragen – Insignien göttlicher Autorität.
  • Zwei Schalen mit Deckeln in Nasenbär‑Form – erste bekannte Verwendung des tz’ŭutz’‑(Nasenbär‑)Emblems in Caracol, später Teil königlicher Titulatur.
  • Geschnitzte Knochentuben aus Papageienknochen und ein Brustschmuck aus Spondylus‑Muschel – exotische Materialien belegen Fernhandel.

Nicht mit im Grab, aber oft verwechselt: grüne Pachuca‑Obsidian‑Klingen und Atlatl‑Spitzen, die bei einer königlichen Kremation wenige Meter entfernt (2010) gefunden wurden. Zusammen mit den Bildmotiven der Grabkammer datieren sie die Kontakte nach Teotihuacan bereits um 350 n. Chr.


Warum ist dieser Fund bahnbrechend?

  1. Frühere Maya–Teotihuacan‑Beziehungen – Obsidian und Ikonografie zeigen den Austausch schon eine Generation vor der berühmten Entrada von 378 n. Chr.
  2. Fixpunkt für die Dynastie – Mit einem physisch greifbaren Herrscher können Epigraphiker*innen Caracols Königsliste neu kalibrieren und verstehen, wie die Stadt 562 n. Chr. sogar Tikal besiegte.
  3. Belizes zentrale Rolle – Der Fund unterstreicht, dass belizianische Stätten mitten im pan‑mesoamerikanischen Netzwerk lagen.

Wie geht die Forschung weiter?

  • Hochpräzise ¹⁴C‑Daten verengen das Bestattungsfenster bereits auf 340–360 n. Chr. (Endergebnisse folgen).
  • DNA‑ und Strontium‑Isotopenanalysen sollen Herkunft, Mobilität und Ernährung klären; Resultate werden 2026 erwartet.
  • Eine digitale 3‑D‑Rekonstruktion der Jade‑Maske ist in Arbeit.

Eine königliche Totenlandschaft

Te’ K’ab’ Chaaks Grab ergänzt zwei weitere Bestattungen in der Nordost‑Akropolis – Burial B19 (erwachsene Frau, 2009) und die königliche Kremation von 2010. Gemeinsam bilden sie eine regelrechte Gedächtnislandschaft, die die Ursprünge der Dynastie und ihre Teotihuacan‑Verbindungen ehrte.


Caracol heute erleben

Die Grabkammer bleibt aus Konservierungsgründen versiegelt, doch Besucher*innen können …

  • die 43 m hohe “Caana”‑Pyramide (Sky Palace) erklimmen,
  • über erhöhte sacbeob‑Dammstraßen spazieren und
  • sich vorstellen, wie Trauernde den jadegeschmückten König im Dschungel bestatteten.

Bitte respektieren Sie alle Absperrungen und Parkregeln – die Geschichte wird hier noch geschrieben.

Anreise

  • Basisort: San Ignacio (Cayo District) – Hin‑ und Rückfahrt ca. 2–3 Std.
  • Straßen: Der letzte Abschnitt ist unbefestigt; in der Regenzeit empfiehlt sich ein 4×4 oder eine geführte Tour (letzte Tankstelle am Douglas‑da‑Silva‑Checkpoint).
  • Öffnungszeiten & Gebühr: 8–16 Uhr (letzter Einlass 14 Uhr); Eintritt BZ$ 30 ≈ US$ 15 (aktuelle Infos: Institute of Archaeology).
  • Einfachste Option: Tagesausflug ab San Ignacio oder Belize City – Transport, Guide und Mittagessen inklusive.

FAQ – Kurz & knackig

FrageAntwort
Wo liegt Caracol?Im Chiquibul Forest Reserve, Cayo District, rund 47 km südlich von San Ignacio.
Kann ich die Grabkammer betreten?Nein, sie ist versiegelt.
Brauche ich Guide oder 4×4?Guide nicht Pflicht, aber empfehlenswert; in der Regenzeit ist ein hochgelegter 4×4 essenziell.
Wie anstrengend ist der Besuch?Mittel: unebenes Gelände, Dschungelfeuchte und ein 43‑m‑Aufstieg – Wasser, Hut, Insektenschutz mitbringen.
Welche Infrastruktur gibt es?Besucherzentrum, Toiletten, Picknick‑Unterstand; keine Verpflegung – Snacks einpacken.
Ist die Gegend sicher?Tagesausflüge mit lizenzierten Anbietern gelten als sicher; ein Checkpoint der Belize Defence Force liegt an der Route.
Beste Reisezeit?Trockenzeit (Feb–Mai) ist einfacher; Regenzeit grüner, aber schlammiger.
Unterkünfte in der Nähe?Keine direkt in Caracol; Übernachtung in San Ignacio oder Öko‑Lodges im Mountain Pine Ridge.
Sind Drohnen/Profiaufnahmen erlaubt?Nur mit Genehmigung des Institute of Archaeology.
Darf ich fotografieren?Ja, für private Zwecke; Blitz in überdachten Strukturen verboten.

Literatur & Quellen

Schoen Christian

Christian Schoen ist Diplom-Biologe, IT-Manager und Forschungsreisender. Auf zahlreichen längeren Reisen (2005-2024) verbrachte er insgesamt 26 Monate an Maya-Stätten in Mexiko, Guatemala, Belize und Honduras. Seine Eindrücke teilt er auf AmazingTemples.com sowie im Reiseführer „Die Ruinenstädte der Maya“.

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