Toniná – Das Haus der großen Steine im Tal von Ocosingo
Aus der Entfernung betrachtet scheint Toniná die größte aller Mayapyramiden zu beherbergen, die du jemals gesehen hast. Das gigantische Gebäude erhebt sich immerhin 71 m weit über den vor ihm liegenden Ballspielplatz.
Verschiedene Tempelgebäude befinden sich auf den sieben Ebenen, die die Basisstruktur bilden.
Tatsächlich handelt es sich bei der Pyramide von Toniná um einen natürlichen Berg, der mit bearbeiteten Steinen verkleidet wurde, um diese imposante Struktur zu erschaffen.
Toniná – Im Tal von Ocosingo
Die Stadt war zwischen 400 v. Chr. und 900 n. Chr. bewohnt und gehört zur klassischen Periode. Die Leute, die in Toniná lebten, scheinen außergewöhnlich kriegerisch veranlagt gewesen zu sein. Inschriften, die man vor Ort gefunden hat, sprechen von verschiedenen Auseinandersetzungen, in die Toniná verwickelt war. Das Standardverhalten von Toniná kann man getrost als aggressiv bezeichnen.
Während eines Krieges gegen das benachbarte Palenque gelang es der Streitmacht von Toniná Palenque zu erobern und seinen Herrscher K’inich K’an Joy Chitam II. gefangen zu nehmen. Der Zeitpunkt für dieses Geschehen ist bekannt. Es war im Jahre 711 n. Chr. Schlussendlich half die aggressive Außenpolitik der Stadt auch nicht weiter. Nur kurze Zeit nach 900 n. Chr. wurde die Stadt aufgegeben und die Einwohner verschwanden.
In Toniná hat man sehr viele Stuckreliefs, Wandgemälde und Skulpturen gefunden. Diese kann man im Museum neben dem Eingang betrachten oder in den auf den verschiedenen Ebenen liegenden Gebäuden. Interessanterweise hat man in Toniná die letzte Kalenderinschrift der klassischen Periode gefunden, die auf das Jahr 909 n. Chr. datiert.
In dem Mayadialekt Tzotzil, den die indigene Bevölkerung der Gegend spricht, bedeutet der Name Toniná so viel wie Haus der Steine. Historiker nehmen an, dass die Stadt in den alten Zeiten Popo genannt wurde.
Toniná ist etwa 30 Fahrminuten von Ocosingo entfernt. Diese Stadt im Hochtal von Ocosingo ist von hohen mit immergrünen Nadelbäumen bewachsenen Bergketten gesäumt. Sie befindet sich auf etwa halbem Weg zwischen Palenque und San Christobal de las Casas.
Man kann Toniná und Ocosingo bequem als Tagestour von Palenque aus besichtigen. Dazu nimmt man den regulären Bus von Palenque in Richtung San Christobal. Vom Busbahnhof in Ocosingo fährt man am besten mit einem Taxi zum Markt. Von hier aus verkehren Collectivos, die an der Ruinenstätte vorbeifahren. Mit etwas Glück bekommt man einen offenen Pickup, aus dem man schon von weitem die Pyramide sehen kann.
Der Markt von Ocosingo ist ein typischer indianischer Bauernmarkt auf dem auf farbenfrohe Weise die landwirtschaftlichen Erzeugnisse der Gegend angeboten werden. Die Leute sind freundlich, wenn auch scheu, denn Touristen finden sich hier eher selten ein. Etwas Zurückhaltung des Forschungsreisenden ist also angesagt!
Mehrere Stände auf dem Markt bieten Tamales an. Das sind in Maisblättern gekochte Maiskuchen mit verschiedenartiger Füllung. Unbedingt probieren!
Vergiss auf keinen Fall, genug Wasser mitzunehmen. Ich habe während des Aufstiegs 1,5l Wasser verbraucht und gut eine Stunde gebraucht, bis ich über die vielen sehr, sehr steilen Treppen auf der Spitze der Pyramide ankam. Die Zentraltreppe führt über 260 äußerst schmale und sehr hohe Stufen nach oben. Und es gibt keinen Schatten!
Dafür hast du dann von der obersten Ebene aus einen atemberaubenden Blick über das Ocosingo-Tal, mit seinen grünen Viehweiden und über die bewaldeten Berge des Hochlandes, die hier stellenweise an den Schwarzwald erinnern.