Für den gewöhnlichen Durchschnittstouristen ist Bonampak ein sehr exotisches Reiseziel. Diese berühmte Mayastätte findet sich in der Selva Lacandon, dem Wald der Lakandonen. Sie liegt westlich des Rio Usumacinta und ungefähr 30 km von Yaxchilán entfernt im Tiefland von Chiapas und benachbart zur Grenze von Guatemala.
Berühmt geworden ist Bonampak wegen der gut erhaltenen Wandmalereien, sogenannten “Murales”. Bonampak wurde erst 1946 für die Forschung entdeckt, obwohl die Stätte den hier lebenden Lakandonen durchaus schon vorher bekannt war.
Die Interpretation der im Tempel der Wandmalereien gefundenen Abbildungen ist nicht immer eindeutig und deshalb Gegenstand von verschiedenen Spekulationen. Unter anderem sieht man die Darstellung einer Prozession von tanzenden Priestern oder Musikanten, Kriegsszenen und einen Hof mit Kriegsgefangenen.
Die Malereien zeigen sehr detaillierte Szenen aus dem Leben der alten Maya und sind in ihrer Detailliertheit einzigartig. Der Tempel der Wandmalereien ist der einzige Tempel in Bonampak, der aus mehreren Räumen besteht. Die Entstehungszeit der Malereien dürfte um 790 n. Chr. liegen.
Bonampak wurde vor 500 n. Chr. während der präklassischen Periode der Mayakultur gegründet. Zu Beginn scheint die Stadt noch von anderen Stadtstaaten unabhängig gewesen sein. Nach mehreren Kriegen aber verlor sie diesen Status und geriet unter den Einfluss von Yaxchilán. In diese Zeit der Abhängigkeit fällt auch der Bau des Tempels der Wandmalereien.
Die politische Bedeutung von Bonampak in dieser Region war eher unbedeutend. Nur ein kleiner Teil der gesamten Ruinenstätte ist dem Touristenpublikum zugänglich. Die Zugänglichkeit der Räume mit den Malereien ist nicht immer gegeben. Bei meinem Besuch waren in einem Raum Restaurationsarbeiten im Gange, ein anderer Raum war geöffnet. Fotografieren ist in jedem Fall nur ohne Blitzlicht erlaubt. Ein kleines Stativ kann hier recht hilfreich sein.
Bis heute werden die Tempel von Bonampak von den in der Nähe lebenden Lakandonen, einem im Wald lebenden Mayastamm aus religiösen Gründen für ihre Zeremonien genutzt. Sie verwalten auch die Mayastätte und das Informationszentrum vor Ort.
Reisetipp: Das nahe gelegene Dorf Lacanja ist das Verwaltungszentrum für die noch verbliebenen Lakandonen. Man nimmt an, dass der Stamm nur noch etwa 500 Mitglieder umfasst. Dort gibt es auch verschiedene Hotels, um die Nacht zu verbringen.
Von Palenque aus fahren Collectivos nach Frontera Corozal. Um nach Bonampak zu gelangen, muss man an der entsprechenden Abzweigung aussteigen. Am besten besucht man zunächst Yaxchilán, fährt nach der Besichtigung per Taxi nach Lacanja, übernachtet dort und besucht am nächsten Morgen Bonampak. Danach tritt man die Rückfahrt nach Palenque an. Wie ich schon im Kapitel über Yaxchilán geschrieben habe, empfehle ich diesen Abschnitt der Reise mit Hilfe eines der Touristen-Offices in Palenque zu buchen. So erspart man sich zeitraubende Wartereien auf Taxis und Collectivos und auch das Hotelzimmer ist von den Veranstaltern bereits organisiert.
In Lacanja selbst gibt es die Möglichkeit im Rahmen einer Wanderung durch den Dschungel den berühmten Wasserfall der Lakandonen und andere im Regenwald versteckte Ruinen zu besuchen. Dazu sollte man dann einen Tag zusätzlich einkalkulieren.
Wer sich speziell für die Kultur der Lakandonen interessiert, dem sei der Besuch des Lakandonen-Museums in San Christobal de las Casas ans Herz gelegt.