Geschichte der Maya – Epochen der Maya-Zivilisation
Dieser Beitrag gibt dir einen Überblick über die Epochen, die zur Beschreibung der Geschichte der Maya genutzt werden. Der Artikel ist ein Auszug aus meinem Buch: Die Ruinenstädte der Maya – ein Reiseführer zu den Mayastätten auf der Halbinsel Yucatán, in México und Guatemala
Inhalt dieses Artikels
Die Epochen der Maya-Kultur
Natürlich gab es bereits Menschen auf der Halbinsel Yucatán und in den daran angrenzenden Gebieten, lange bevor die Maya aus dem Dunkel der Geschichte hinaus ins Rampenlicht der Weltgeschichte traten. Nachdem einzelne Jägerhorden vor mindestens 13000 Jahren von Asien aus die Beringstraße überquert hatten, dauerte es nicht lange, bis die ersten Menschen auch in Mesoamerika ihre Spuren hinterließen.
Archäologen und Historiker haben den Zeitraum von der ersten Besiedlung Amerikas bis in die Neuzeit hinein in zahlreiche Epochen eingeteilt, die sich durch die Gemeinsamkeit bestimmter Merkmale auszeichnen. Da es aber immer wieder und vor allem in den letzten Jahren gehäuft neue Funde gibt, verschieben sich die Grenzen dieser Phasen immer wieder einmal, so dass man in neueren Werken über die Maya Zeiteinteilungen findet, die stark von älteren Einteilungen abweichen.
Das Ganze wird dadurch noch komplizierter, dass jeder Archäologe bzw. Mesoamerikanist seine eigene Epocheneinteilung pflegt und die Epocheneinteilung so vornimmt, wie es ihm gerade in den Sinn kommt. Manch einer schiebt auch zusätzliche Phasen dazwischen. Natürlich hat dabei jeder bestimmte Kriterien im Sinn, mit denen sich die jeweilige Einteilung gut begründen lässt. Da aber nicht alle Forscher alle Kriterien als gleich plausibel betrachten, kommt es zu dem Phänomen, dass man beim Blick in unterschiedliche Lehrbücher der Altamerikanistik auch genauso viele unterschiedliche Epocheneinteilungen vorfindet. Selbst in Wikipedia, das recht schnell aktualisiert werden kann, habe ich drei völlig unterschiedliche Einteilungen gefunden.
Ich habe mich dieser Sitte im Großen und Ganzen nicht angeschlossen, sondern eine Einteilung vorgenommen, die sich so ähnlich auch bei Michael D. Coe findet. Lediglich bei den Namen der Epochen habe ich Anleihen bei anderen Autoren gemacht.
In den Epochen der Vorgeschichte und des Archaikums ist das Vorhandensein von Menschen schon nachweisbar. Während der Vorgeschichte sind es Jäger, im Archaikum sind es sesshafte Bauern. Die Zeit danach bis zur Ankunft der Spanier wird in drei Phasen eingeteilt: Präklassik, die eigentliche Klassik und die Postklassik.
Alle diese Phasen zeichnen sich durch bestimmte Eigentümlichkeiten aus, die diese Einteilung rechtfertigen. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass diese Phasen nicht streng gegeneinander abgegrenzt sind, sondern dass die Grenzen fließen. Da es häufig neue Funde im Mayagebiet gibt, können sich die Grenzen hin und wieder verschieben. Es ist also kein Wunder, dass es nicht nur die eine Einteilung gibt, die ich hier vorstelle.
Die ersten beiden dieser drei Epochen werden ihrerseits wiederum in drei Unterepochen eingeteilt. Grob betrachtet, handelt es sich dabei um Phasen, deren Haupteigenschaften Aufstieg, Blüte und Niedergang sind. Sie werden mit den Attributen „Früh“, „Mittel“ und „Spät“ bezeichnet. Man kann diese Phasen erneut unterteilen. Es gibt Autoren, die auf diese Weise eine „frühe Spätklassik“ oder „späte, frühe Präklassik“ konstatieren, aber darauf möchte ich verzichten.
Bis zur Entdeckung Amerikas durch Kolumbus, war Eisen auf dem gesamten Kontinent nicht bekannt. In der Metallurgie hatten die Ureinwohner des Kontinents bisher nur die Bearbeitung von Gold für sich entdeckt, das für Kultgegenstände und Schmuck verwendet wurde. Geringfügig hatte man schon Kupfer in Gebrauch. Das Material, aus dem Waffen und Werkzeuge in großen Mengen hergestellt wurden, war Obsidian, ein glasartiger Stein vulkanischen Ursprungs. Er war vor allem dadurch nützlich, weil man aus ihm extrem scharfe Klingen produzieren kann. Aber auch gewöhnlicher Feuerstein war in Gebrauch.
Vorgeschichtliche Zeit
Frühzeit – bis 8000 v. Chr.
Der genaue Zeitpunkt für die frühe Besiedlung Amerikas ist unter Wissenschaftlern umstritten. Vereinzelte Funde, die sowohl in Süd- als auch in Nordamerika gemacht wurden, sprechen eigentlich dafür, dass der amerikanische Kontinent bereits vor 20.000 bis 30.000 Jahren von den ersten Menschen betreten wurde. Da die Fundlage für diese frühe Zeit aber spärlich ist und auch Messfehler bei der Altersbestimmung nicht auszuschließen sind, bleibt die Mehrheit der Historiker derzeit bei der Theorie, dass die mit dem Erscheinen der ersten Menschen in Nordamerika beginnende Frühzeit vor etwa 13.000 Jahren einsetzte. Die Inbesitznahme des Kontinents ging dann rasend schnell. Fast gleichzeitig tauchten nämlich die ersten Menschen in Mexiko auf. Es handelte sich dabei um herumstreifende Jägerhorden, die auf der Suche nach neuen Jagdgründen häufig ihren Standort wechseln mussten. Wurden die Gemeinschaften zu groß oder die Nahrungsreserven zu knapp, spalteten sich einzelne Familienverbände ab und versuchten ihr Glück auf eigene Faust.
Archaikum 8000 v. Chr. – 1500 v. Chr.
Diese ersten Menschen waren noch ausschließlich Jäger und Sammler. Viele Vorräte konnte man beim Herumwandern nicht anlegen. Der Jagdreichtum der unmittelbaren Umgebung legte die Grenzen für das Bevölkerungswachstum fest. Auf der Suche nach lohnenden Jagdrevieren mussten diese Menschen ihre Lager immer wieder abbauen und verlegen. Aber bereits 8000 v.Chr. kam eine neue Entwicklung in Gang. Die Menschen begannen damit, Feldfrüchte anzubauen und sich in festen Ortschaften anzusiedeln.
Diese Phase, in der sich der Ackerbau entwickelte und schließlich als vorherrschende Lebensart durchsetzte, ist das Archaikum. Auch handwerkliche Künste wie Weberei und Töpferei entwickelten sich in dieser Zeit. Maßgeblich für die weitere Entwicklung war die Verwendung und Züchtung der Maispflanze. Aus der ursprünglichen Teosinte, einer Urform des Maises, züchteten die Bauern im Laufe der Jahre die Maissorte, die wir heute als Nahrungsmittel kennen. Dadurch konnten weitaus mehr Menschen im selben Gebiet ernährt werden, als es durch reines Jagen und Sammeln ermöglicht worden wäre. Die schwindende Nahrungsgrundlage durch die Jagd war wohl auch der Hauptgrund dafür, dass sich die Menschen dort, genau wie in der alten Welt, von der Jagd auf die eher schweißtreibende Tätigkeit des Ackerbaus umstellten.
Bemerkenswert ist dabei, dass sich diese Entwicklung in der amerikanischen Lebensweise nicht auf äußere Einflüsse von außerhalb des Kontinents zurückführen lässt. Landwirtschaft, Keramik und Webkunst entwickelten sich auf dem amerikanischen Kontinent unabhängig von den anderen Kulturen, die diesen Schritt bereits gegangen waren. Dass die Entwicklung hier in Amerika erst später einsetzte, lag vermutlich daran, dass die Jagdreviere in Amerika noch länger als Nahrungsquelle ausgereicht hatten. Die unabhängige Entwicklung des Anbaus einer Grassorte, denn nichts anderes ist Mais, offenbart aber noch etwas Anderes. Weltweit scheinen die Menschen der Frühzeit Grassamen auf ihrer Speisekarte gehabt zu haben. Denn in anderen Gegenden, in denen man Reis, Hirse und Getreide anbaute, wurden diese ebenfalls aus urtümlichen Grassorten herausgezüchtet.
Etwa 2500 v. Chr. ließen sich die Vorfahren der Maya in dem auch später von ihnen besiedelten Gebiet nieder.
Das Zeitalter des Archaikums endet um etwa 1500 v. Chr. Die Zeit danach bis zur Ankunft der Spanier wird in drei Phasen eingeteilt: die Präklassik, die eigentliche Klassik und die Postklassik.
Geschichte der Maya
Präklassik 1500 v. Chr. – 200 n. Chr.
Die präklassische Phase geht, man kann es sich denken, der klassischen Phase vorweg. Sie wird manchmal in zwei, manchmal in drei Unterabschnitte eingeteilt. Diese heißen dann frühe und späte oder zusätzlich noch mittlere Präklassik.
Eine andere Bezeichnung für die Präklassik ist „formative Phase“, denn in dieser Phase bildeten sich allmählich alle Merkmale heraus, die typisch sind für die darauf folgende klassische Phase. Allerdings waren die großen Erfinder nicht die Maya, sondern die Olmeken und Zapoteken, die so zu Vorläufern der Maya-Kultur wurden. Schrift, Kalendersystem, kommunale Gebilde wie Zeremonialzentren, Städte und Stadtstaaten, eine monumentale Architektur aus Stein, bildhauerische Kunst und die Bauform der Stufenpyramide sind neben den Menschenopfern einige der nennenswerten Besonderheiten und Errungenschaften dieser Epoche. Auch die Entstehung des Götterpantheons der Maya lässt sich in diese Zeit zurückverfolgen.
In der alten Welt ging zur selben Zeit die Bronzezeit zu Ende. Das neue Reich in Ägypten, die Babylonier, Assyrier, Hethiter und Minoer bestimmten die Geschichte im Vorderasiatischen Raum. Die Israeliten verließen zu dieser Zeit Ägypten und eroberten Kanaan.
Betrachten wir die Phasen der Präklassik im Einzelnen:
Frühe Präklassik 1500 v. Chr. – 700 v. Chr.
Als die frühe Präklassik begann, hatte sich die auf den Anbau von Mais gestützte Landwirtschaft als Lebensweise überall in Mesoamerika durchgesetzt. Die Olmeken bildeten die ersten Städte oder Stadtstaaten. Die ersten Tempelanlagen entstanden, wie zum Beispiel die Anlagen von La Venta in Tabasco und Tres Zapotes in Veracruz. Die Verarbeitungsmöglichkeit von Gold wurde entdeckt.
In Europa: Auf der anderen Seite des Atlantik, auf der Halbinsel Italien im Mittelmeer, gründeten die von einer Wölfin aufgezogenen Zwillinge Romulus und Remus gegen Ende dieser Zeit im Jahr 753 v. Chr. die Stadt Rom.
Mittlere Präklassik 700 v. Chr. – 300 v. Chr
Während der mittleren Präklassik entstand in Monte Alban, in Oaxaca, die Kultur der Zapoteken. Die Olmekenstadt La Venta wurde um etwa 700 v. Chr. zerstört und aufgegeben.
Allmählich werden die Maya greifbar. Zunächst an der pazifischen Küste in Guatemala, wo die Izapa-Kultur, stark beeinflusst von den Olmeken, erste mayatypische Abbildungen erschuf. Fast zeitgleich entstanden im südlichen Tiefland, im Mirador-Becken im Petén, auf einmal riesige Städte.
El Mirador, die größte dieser Ansiedlungen, datiert in ihren Anfängen auf 600 v. Chr. Die beiden bekanntesten Pyramiden in El Mirador sind „La Danta“, die eine Höhe von 72 Metern erreicht, und „El Trigre“, die 55 Meter über den Waldboden hinausragt. La Danta gehört zu den höchsten Bauwerken Mesoamerikas. Wegen ihres Volumens ist sie auch eines der größten antiken Bauwerke der Welt.
Neben El Mirador entstanden in der mittleren Präklassik auch andere bekannte Mayastädte im Miradorbassin: Tikal, Uaxactun, Edzná, Piedras Negras und einige mehr.
Und in Europa? Dort fand in dieser Zeit der Wandel Roms von einem Königreich in eine Republik statt. Die Römer begannen mit dem Aufbau des römischen Reichs.
Späte Präklassik 300 v. Chr. – 200 n. Chr
Die Mayastadt El Mirador erreichte in dieser Zeit den Höhepunkt ihrer Entwicklung. Bis zu 250.000 Menschen lebten vermutlich im Stadtgebiet. Bis zu 20 Kilometer lange, auf Hochdämmen gelegene Verbindungsstraßen zu Nachbarstädten konnten nachgewiesen werden. Eine davon lässt sich sogar auf dem Satellitenbild von Google Maps als dünner Strich südlich von El Mirador entdecken. Sie führt vermutlich zum Nachbarort Tintal, den man auf dem Weg nach El Mirador passiert.
Etwa 200 v. Chr. begann außerhalb des Mayagebietes der Aufstieg und die Blütezeit der zentralmexikanischen Stadt Teotihuacán in der Nähe des heutigen Mexico City. Aus dieser Zeit stammen die ältesten Bauwerke dieser Stadt. Teotihuacán hatte einen nicht zu vernachlässigenden Einfluss auf die weitere Entwicklung der Maya.
Im südlichen Tiefland kam es ab 100 n. Chr. zu einem dramatischen Einbruch der Entwicklung. In El Mirador wurden Verteidigungsanlagen mit bis zu acht Meter hohen Mauern errichtet. Trotzdem war die Stadt um 150 n. Chr. verlassen. Funde deuten darauf hin, dass die Stadt von einer Armee mit Hilfe aus dem Norden, eventuell aus Teotihuacán, erobert wurde und man die Oberschicht der Stadtbevölkerung massakrierte.
Was auch immer der Grund gewesen sein mag, am Ende der Präklassik ereignete sich der erste Zusammenbruch der Maya-Kultur, der präklassische Kollaps. Viele der präklassischen Städte wurden aufgegeben und verlassen. Innerhalb kurzer Zeit waren sie vom Urwald überwuchert. Allerdings gilt dies nicht für alle Städte im Tiefland. Manche, etwa Tikal, erholten sich wieder im Verlauf der nächsten 150 Jahre.
In Europa: Das
römische Reich hatte sich mittlerweile von einer Republik in ein Kaiserreich
verwandelt und hatte im Todesjahr des Kaisers Trajan im Jahr 117 n. Chr. seine
größte Ausdehnung erreicht. Rom hatte in dieser Zeit bis zu 1,5 Mio. Einwohner.
Klassik – 200 n. Chr. – 900 n. Chr.
Die Klassik-Periode der Maya ist die Zeit, in der im Tiefland neue Stadtstaaten gegründet wurden. Die großen Städte dieses Gebietes standen in voller Blüte und zwischen den Königshäusern wurden vielfältige Allianzen eingegangen. Die Herrscher verbanden sich durch Heirat oder sie führten Kriege gegeneinander. Der herausragende Konflikt zwischen Calakmul und Tikal dauerte fast 500 Jahre lang an und endete mit der Eroberung Tikals durch die Streitkräfte Calakmuls.
Während dieser Phase wurden im gesamten Tiefland Stelen errichtet oder an Gebäuden Inschriften angebracht, die von den Heldentaten der Könige berichteten. Sie zeugten von Geburt oder Tod oder einfach nur davon, dass ein Herrscher eine besondere Zeremonie durchgeführt hat. Im Grunde genommen markiert das Vorhandensein von Inschriften mit Daten der langen Zählung genau die Zeitspanne der Klassik. Zwar gab es vereinzelt schon vorher Inschriften, die die lange Zählung verwendeten. In Corso de Chiapas wurde eine Tafel mit dem Datum 36 v. Chr. gefunden. Es fehlen aber dazu gehörige historische Informationen, so dass man nicht weiß, welchem Zweck die Aufzeichnung dieses Datums diente.
Die erste Datierung der klassischen Zeit erfolgte 292 n. Chr. in Tikal. Auf der dort gefundenen Stele mit der Nummer 29 ist dieses Datum neben der Abbildung eines Herrschers aufgeführt.
Auch die Klassik wird in frühe, mittlere und späte Klassik eingeteilt und auch bei dieser Einteilung scheiden sich die Geister. Je nachdem, ob in die Einteilung die mesoamerikanischen Nachbarkulturen eingeschlossen sind oder die Autoren bestimmte Besonderheiten für besonders wichtig halten, werden die Zeitgrenzen hin und her geschoben.
Frühe Klassik 200 n. Chr. – 500 n. Chr.
In diese Zeit fällt die Gründung einer großen Zahl von Städten im südlichen Tiefland, unter anderem Palenque, Yaxchilán, aber auch Copan in Honduras. In vielen Städten finden sich Stelen, die von den ersten Dynastien berichten, manche sind möglicherweise in die Vergangenheit geschobene mythische Erfindungen. Andere markieren tatsächlich den Beginn von Herrscherhäusern.
Außerhalb des Mayagebietes in Zentralmexico, erreichte Teotihuacán etwa 200 n. Chr. den Zenit seiner Entwicklung. 125000 Einwohner könnten die Stadt nord-westlich von Mexico City zu dieser Zeit bewohnt haben. Viele Funde aus der Mayaregion lassen darauf schließen, dass Teotihuacán nicht nur kulturellen Einfluss auf die Maya hatte. Militärisch hatten die Maya den Armeen Teothihuacans allerdings nur wenig entgegen zu stellen.
Gegen Ende der Frühklassik waren die meisten Mayastädte des südlichen Tieflandes unter die Kontrolle Teotihuacáns geraten. Teothiucan setzte in manchen Städten eigene Herrscher ein und gewann so die Kontrolle über wichtige Handelsrouten.
In Europa kam Bewegung in die Völker. Aus den Steppen Asiens drängten die Hunnen nach Westen und lösten einen Dominoeffekt aus. Ganze Völkerschaften flohen vor den Reiterhorden und drängten so andere Völker weiter westlich dazu, sich ebenso in Bewegung zu setzen. Das römische Reich, unfähig seine Grenzen zu sichern, zerfiel immer mehr. Germanische Stämme fielen plündernd in Italien ein oder zogen durch Gallien und Spanien bis nach Nordafrika und gründeten verschiedene Königreiche, von denen das mächtigste das Frankenreich werden sollte. Fast unbemerkt von der Weltgeschichte gründete eine Gruppe von Sueben, die zusammen mit den Vandalen und Alanen 406 n. Chr. den Rhein überquert hatte und später in Spanien eingefallen war, ein Königreich im nordwestlichen Zipfel der iberischen Halbinsel. Es entspricht ungefähr dem heutigen Galizien und dem nördlichen Teil Portugals. 476 n. Chr. setzte der Thüringer Odoaker in Rom den letzten römischen Kaiser ab und markierte damit den Untergang des römischen Reichs.
Mittlere Klassik 500 n. Chr. – 700 n. Chr.
Die klassischen Städte erreichten die Höhepunkte ihrer Entwicklung. In diesem Zeitraum wurden Satellitenstädte wie Bonampak, das eine enge Verbindung zu Yaxchilán hatte, gegründet. Zahlreiche Konflikte und wechselnde Allianzen erschütterten die Stadtstaaten des Tieflands. Hervorzuheben ist der Konflikt zwischen Calakmul und Tikal, der schließlich zur Eroberung von Tikal führte.
Im nördlichen Tiefland wurden neue Städte gegründet. Uxmal, Chichén Itzá oder Ek Balam entwickelten sich zu machtvollen Zentren.
Gleichzeitig begann der Niedergang Teotihuacáns und um 600 n. Chr. war die Stadt von ihren Bewohnern verlassen. Für den weiteren Verlauf der Geschichte, auch in der Region der Maya, ist die Tatsache wichtig, dass ein Teil der Bevölkerung, die sogenannten Tolteken, von Teotihuacán wegzog und etwa 60 Kilometer nördlich von Mexico City im Staat Hidalgo die Stadt Tula begründete.
In Europa begann in diesem Zeitraum die Christianisierung der Germanen. Der Westgote Theoderich der Große regierte in Italien, die Merowinger regierten das Frankenreich. In Arabien verfasste Mohammed den Koran und die Expansion des Islam in Nordafrika begann.
Interessant ist auch die im europäischen Raum gut belegte Wetteranomalie LALIA (Late Antique Little Ice Age), in deren Folge es zur „justinianischen Pest“ kam, der vermutlich bis zu 50 Prozent der damaligen Bevölkerung Europas, Vorderasiens und Afrikas zum Opfer fiel. Die Ursachen der Wetteranomalie sind umstritten. Zwei große Meteoriteneinschläge nördlich von Australien und zwei große Vulkanausbrüche, einer in Indonesien, der zweite in El Salvador, sind nachgewiesen worden. In Nordspanien wurde das Königreich der Sueben von den Westgoten annektiert.
Späte Klassik 700 n. Chr. – 900 n. Chr.
Die späte Klassik war vor allem eine Zeit des Niedergangs im südlichen Tiefland. Gleichzeitig begann eine Phase größerer Aktivität in den nördlichen Regionen. Der Niedergang lässt sich daran ablesen, dass keine Inschriften mit der langen Zählung mehr vorgenommen wurden. 799 n. Chr. ist das letzte festgehaltene Datum in Palenque, 822 in Copan, 879 in Tikal. Am längsten hielt sich Toniná im Hochland von Chiapas. Dort datiert die letzte Inschrift aus dem Jahr 909 n. Chr. Auch in Uxmal im Norden wurde eine letzte Long-Count-Inschrift aus dem Jahr 909 entdeckt.
Die Gründe für den Niedergang, den man in der Archäologie den „klassischen Kollaps“ nennt, sind weiterhin rätselhaft. Theorien dafür gibt es genauso viele, wie es Maya-Forscher gibt. Im Verlauf der letzten Jahre verdichteten sich die Anzeichen dafür, dass eine langandauernde Dürre als Auslöser für den Untergang der klassischen Maya-Zivilisation in Frage kommen könnte. Infolge von Missernten könnten Hungersnot, Epidemien, soziale Unruhen und kriegerische Auseinandersetzungen dazu geführt haben, dass sich die Lebensgrundlage der Menschen weiter verschlechterte, was schließlich den Zusammenbruch des Handels und den Niedergang der Herrscherhäuser ausgelöst haben könnte. Die zentrale Region des Maya-Landes entvölkerte sich innerhalb kurzer Zeit.
Zur selben Zeit entwickelte sich Tula, der Sitz der Tolteken in Mittelmexiko.
In Europa erreichte
die islamische Expansion um 750 n. Chr. ihre größte Ausdehnung mit der Gründung
des Emirats von Cordoba, nachdem das westgotische Reich in Spanien zerschlagen
worden war. Nur der Norden der iberischen Halbinsel verblieb in Form des
Königreichs Asturien in christlicher Hand. 800 n. Chr. wurde der Frankenkönig
Karl der Große vom Papst zum Kaiser des Heiligen römischen Reiches gekrönt. In
England zwangen die Raubzüge der Wikinger die angelsächsischen Königreiche
dazu, sich unter König Alfred dem Großen zu vereinen.
Postklassik 900 n. Chr. – 1540 n. Chr.
In der Postklassik verschob sich das Zentrum der Aktivität nach Norden und neue Akteure aus Zentralmexiko betraten die Bühne des Maya-Landes: die Tolteken.
Frühe Postklassik 900 n. Chr. – 1200 n. Chr.
Tula hatte gerade seinen Höhepunkt erreicht, als der 14. Toltekische Herrscher, der den Namen Ce Acatl Topiltzin, von den Maya Kukulcán genannt, dazu gezwungen wurde, die Stadt zu verlassen. Laut aztekischer Quellen geschah dies in den Jahren um 900 n. Chr. Er überquerte den Golf von Mexico und eroberte Uxmal und Chichén Itzá. Um 930 war der Nordteil der Yucatán-Halbinsel in toltekischer Hand. Aber bereits um 970 gewannen die Maya wieder die Oberhand und drängten den toltekischen Einfluss zurück. Auf Kunst und Architektur hatte das kurze Zwischenspiel einen großen Einfluss. Der Tempel der Krieger und die Tausend-Säulen-Halle in Chichén Itzá sind Kopien von Gebäuden in Tula. Auch die Darstellungen der Krieger auf den Säulen des Kriegertempels sind toltekischen Vorbildern nachempfunden. Von Diego de Landa stammt der Hinweis, dass der Tempel des Kukulcán seinen Namen von diesem toltekischen Herrscher erhalten hätte.
Im Jahr 1168 wurde Tula zerstört und das Reich der Tolteken zerfiel.
Europa: In Spanien begannen ab 1000 n. Chr. Konflikte zwischen Berbern und Arabern das mittlerweile gegründete Kalifat von Cordoba zu schwächen, bis es in mehrere Kleinstaaten zerfiel. Alfons VI. der Tapfere, König von Leon, Kastilien und Galicien gelang es 1085, das im Zentrum der iberischen Halbinsel gelegene Toledo von den Arabern zurück zu erobern. Damit war die Reconquista der iberischen Halbinsel in vollem Gang.
Späte Postklassik 1200 n. Chr. – 1540 n. Chr.
Etwa 1200 n. Chr. wurde Chichén Itzá von einem Herrscher aus der Familie der Cocom erobert und büßte daraufhin seine Vormachtstellung in Norden ein. Von 1250 bis 1450 war danach Mayapán die Stadt mit dem größten Einfluss in Yucatán. Für den Bau von Mayapán haben sich die Stadtplaner offensichtlich Chichén Itzá zum Vorbild genommen. Die Stadt erweckt den Anschein, eine verkleinerte Kopie von Chichén Itzá zu sein.
1461 schließlich wurde Mayapán durch das Geschlecht der Xiu mit Sitz in Mani zerstört und Mani wurde Hauptstadt dieses letzten Staates der nördlichen Halbinsel. Mani selbst wiederum wurde schließlich von den Spaniern erobert.
In Zentralmexiko begründeten 1427 die Azteken ihr Reich in Tenochtitlan, im Zentrum des heutigen Mexico City.
Europa:1347 brach die Beulenpest in Europa aus und dehnte sich über den Kontinent aus. 1492 wurde mit Granada die letzte muslimische Bastion auf der iberischen Halbinsel erobert, die Reconquista in Spanien war damit abgeschlossen.
Im gleichen Jahr 1492 überquerte Christoph Kolumbus den atlantischen Ozean und entdeckte Amerika. Und zwei Jahre lang dauerte die Fahrt von Vasco de Gama, der 1497 die Südspitze Afrikas umsegelte und den Seeweg nach Indien entdeckte.
Kolonialzeit ab 1540 n. Chr.
Die Kolonialzeit soll nicht der Gegenstand dieser Abhandlung sein. Trotzdem will ich drei wichtige Daten nennen.
Ab 1517 landeten spanische Expeditionen in Yucatán. Die Eroberung des Maya-Lands vollzog sich in den Jahren 1528 -1542.
Am 12. Juli 1562 ließ Diego de Landa in Mani alle Bücher und Götterbilder der Maya, derer er habhaft werden konnte, bei einem inquisitorischen Ketzergericht, einem Autodafé, verbrennen.
Das letzte unabhängige Staatengebilde der Maya war die Stadt
Tayasal am Lago Petén in Guatemala. Es wurde schließlich 1697 von den Spaniern
erobert. Danach gab es keine politische Selbständigkeit der Maya mehr.
Der schleichende Kollaps der klassischen Zentren
Die Frage, wieso die blühende Hochkultur der Maya zu guter letzt untergegangen ist und was zu diesem Niedergang beigetragen hat, beschäftigt die Mayaforscher schon seit langer Zeit. Und allmählich scheint man auch eine Antwort auf diese Frage liefern zu können.
Nachdem die klassischen Reiche der Maya im südlichen Tiefland fast 700 Jahre gewachsen waren, trat an der Schwelle zur post-klassischen Periode das Ereignis ein, das die Maya-Forscher als Kollaps oder Zusammenbruch bezeichnen.
Allerdings versteht man unter einem Kollaps etwas, das plötzlich und abrupt eintritt. Inzwischen weiß man aber, dass sich der Niedergang der Maya-Welt allmählich vollzogen hat. Und im Grunde genommen beschränkte er sich auf das südliche Tiefland.
Mehr als hundert Jahre dauerte es, nachdem die erste prosperierende Stadt im Schweigen versunken war, bis dann ein schriftkundiger Maya zum letzten Mal in der Weltgeschichte ein Datum der langen Zählung in einen Stein meißelte. Statt von einem Kollaps, sollte man also eher vom „Verwelken“ der Mayakultur sprechen.
Als erstes hörten die Bautätigkeiten und die Anfertigung von Inschriften auf. Wenig später verschwanden dann die Menschen. Und schließlich nahm die Natur den ihr zustehenden Platz ein und verschlang die menschenleeren Städte.
Der Niedergang begann Ende des 8. Jahrhunderts im Westen des Mayagebietes. Man kann diese Entwicklung daran ersehen, dass keine neuen Stelen mit Datumsangaben mehr aufgestellt wurden. Menschen lebten meistens für eine gewisse Zeit weiterhin in den Ortschaften. Allerdings nahmen die Zahlen dann schnell ab.
Palenque, Bonampak und Piedras Negras machten den Anfang, dicht gefolgt von Yaxchilán. Danach sprang das Verhängnis hinüber an die Ostgrenze. Das Leben in Quirigua und Copan erlosch. In Calakmul, der Hauptstadt des Schlangenreiches von Kaan, wurde die letzte Inschrift im Jahr 810 n. Chr. verfasst, aber erwähnt wurde es noch 849 n. Chr. in einer Inschrift in Seibal.
Man kann also davon ausgehen, dass sich die Dunkelheit erst zu einer Zeit über dieses einst mächtigste Reich der Maya senkte, als auch sein langjähriger Verbündeter Caracol in den Staub sank. 889 n. Chr. wurde dann das große Tikal im Zentrum des südlichen Tieflandes von seinem Schicksal ereilt.
Nach anderthalb Jahrtausenden erlosch das Leben in dieser einstigen Metropole der Maya innerhalb kürzester Zeit. Und wenig später dann waren auch Uxmal im Norden und Toniná im Hochland von Chiapas an der Reihe. Im Jahr 909 n. Chr. hörte der Gebrauch der langen Zählung des Maya-Kalenders endgültig auf. Die Bevölkerung verließ auch die letzten der klassischen Städte und verschwand. Das südliche Tiefland entvölkerte sich und der Regenwald nahm Besitz von den Zeremonialzentren.
Wo mehr als 1000 Jahre lang die Gesänge und Trommeln der Priester zum Tanz prächtig gewandeter Könige erklungen waren, erschallten jetzt nur noch das schaurige Geheul der Brüllaffen und der klagende Ruf tropischer Vögel im dichten Grün. Die klassische Zeit der Maya ging zu Ende und die Postklassik der Maya im Norden der yukatekischen Halbinsel begann.
Die letzten Inschriften:
792 n. Chr. | Bonampak |
795 n. Chr. | Piedras Negras |
799 n. Chr. | Palenque |
808 n. Chr. | Yaxchilan |
810 n. Chr. | Quirigua |
822 n. Chr. | Copan |
810/849 n. Chr. | Calakmul |
859 n. Chr. | Caracol |
889 n. Chr. | Tikal |
907 n. Chr. | Uxmal |
909 n. Chr. | Tonina |
Die Gründe für den Niedergang der klassischen Staatsgebilde scheinen vielschichtig gewesen zu sein. Aus den Mosaiksteinchen, die bei der Erforschung zu Tage treten, gelingt es allerdings immer besser, ein Bild des Übergangs von der klassischen in die post-klassische Zeit zu zeichnen.
Zunächst hatten die Maya die Leistung ihrer landwirtschaftlichen Produktion optimiert. Dies gelang ihnen vermutlich dank der durchdachten Organisation, die von den Herrscherhäusern in den Städten ausging. Die Überschüsse erlaubten ihnen nicht nur ein ständig steigendes Bevölkerungswachstum, sondern darüber hinaus auch die Freistellung von Kräften zur Errichtung großartiger Tempelpyramiden, von Palästen, Straßen und Bewässerungssystemen.
Möglicherweise hatten die Maya im Verlaufe des 8. Jahrhunderts zu Beginn der Spätklassik aber die Grenzen des Machbaren erreicht. Die fruchtbaren Böden wurden knapper. Man vermutet auch, dass zu dieser Zeit nur noch Reste vom ursprünglichen Urwald der Region übrig waren.
Für diese Zeit ist der Beginn einer mehrere Jahrzehnte andauernden extremen Trockenheit in der Region nachgewiesen worden. Ernteausfälle waren die unweigerliche Konsequenz und in ihrem Gefolge Hunger, Krankheit und Tod.
Dies scheint zunächst zu lokalen Unruhen geführt zu haben. Dynastien zerfielen, andere Herrscherhäuser, wenn auch nur instabil und kurzlebig, rückten nach. Die politischen Allianzen der Städte untereinander zerbrachen und im Kampf ums Überleben begann man, verstärkt Krieg gegeneinander zu führen. Dies zeigen Befestigungsanlagen, die in dieser Zeit häufiger gebaut wurden.
Am Ende des 8. Jahrhundert noch müssen Hundertausende vielleicht sogar Millionen von Menschen das südliche Tiefland besiedelt haben. Neben dem Hunger und den Krankheiten kann man auch von einer erhöhten Kindersterblichkeit ausgehen. Alles zusammen dürfte innerhalb kürzester Zeit zu einer Dezimierung der Bevölkerung geführt haben.
Schließlich kam es zu Wanderbewegungen. Man geht davon aus, dass Teile der Bevölkerung nach Süden ins Hochland zogen, in der Hoffnung dort neue Siedlungsmöglichkeiten zu finden. Größere Teile scheinen jedoch nach Norden in das nördliche Tiefland gewandert zu sein, denn dort kann man für das 10. Jahrhundert am Anfang der Postklassik nachweisen, dass die Städte außergewöhnlich stark zu wachsen begannen. Für manche Regionen, wie Uxmal und Edzná, ist die Ankunft fremder Bevölkerungsgruppen teils in Inschriften, teils auch in den späteren Aufzeichnungen des Chilam Balam verzeichnet.
Man weiß leider nicht viel aus dieser post-klassischen Zeit. Der Gebrauch steinerner Inschriften kam in der Postklassik völlig aus der Mode. Papier scheint das Medium gewesen zu sein, auf dem die Schriftgelehrten der Maya jetzt ihre Belange aufzuzeichnen pflegten. Auf den ersten Blick ist das auch sehr viel praktischer, als einen Text mühsam in eine Inschrift zu meißeln. Der Nachteil aber liegt leider auf der Hand. Nicht nur, dass Papier sehr viel vergänglicher ist, sobald es der hohen Luftfeuchtigkeit dieser Gegend ausgesetzt wird. Papier brennt leider auch leicht.
Ein Umstand den sich die spanischen Eroberer zu Nutze machten. Denn durch das Verbrennen aller Mayabücher, derer sie habhaft werden konnten, löschten sie die Erinnerung der Maya an ihre eigene Hochkultur und Vergangenheit aus.
Es bleibt zum Schluss noch die Hoffnung, dass die Spanier nicht wirklich erfolgreich waren, und dass neben den fünf bekannten Maya Codizes, die bis in die heutige Zeit überlebt haben, es doch noch irgendwo im Land der Maya einen Ort gibt, an dem eine große Menge der antiken Bücher aufbewahrt wird. Gut versteckt und auf beste konserviert, warten sie dort auf die Entdeckung durch einen glücklichen Archäologen.
Dieser Beitrag ist ein Auszug aus meinem Buch: Die Ruinenstädte der Maya – ein Reiseführer zu den Mayastätten auf der Halbinsel Yucatán, in México und Guatemala