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El Mirador – Ein Dschungelabenteuer in Guatemala

Die höchsten Maya-Pyramiden und die größte, jemals entdeckte Ruinenstadt der Maya kennzeichnen El Mirador in Guatemala als einen Ort der Superlative. Aber nicht nur das. El Mirador gilt auch als das abenteuerlichste Reiseziel für den an der Maya-Kultur interessierten Forschungsreisenden.

La Danta, die höchste Mayapyramide, die jemals entdeckt wurde, im Morgenlicht von El Tigre aus gesehen

El Mirador – Das Dschungelabenteuer

Keine Straßen, nur gewundene, den Dschungel durchschneidende Maultierpfade führen zu diesem bewundernswerten Platz. Für Jahrhunderte verborgen im subtropischen Regenwald, wussten nur Jaguar und Brüllaffe von der Existenz der gigantischen steinernen Berge zwischen den Urwaldbäumen. Mittlerweile überwucherte Berge, die einst Pyramiden waren, bevor die Natur sie verschlang. Die wenigen Chicleros, Kautschuksammler, die diesen Platz erreichten, nannten ihn El Mirador – Aussichtspunkt.

Restaurierungsvorbereitung – La Danta in El Mirador
Vorbereitung eines Kalksteins für die Restaurierung durch einen Arbeiter auf La Danta in El Mirador

Die Gebäude überragen den umliegenden Wald beträchtlich und erlauben so einen weiten Rundumblick über das Blätterdach des Petén bis hinüber über die Grenze von Mexiko.

Karte von El Mirador
Vor der Top Level Pyramide von La Danta in El Mirador

 El Mirador weist eine riesige Ausdehnung auf und ist damit größer als jede andere Mayastadt, größer selbst als Tikal, Yaxchilán oder Palenque. Wahrscheinlich wurde El Mirador schon vor 600 v. Chr. gegründet, mitten in der präklassischen Periode. Während seiner Blütezeit war El Mirador vermutlich von mehr als 100.000 Menschen bewohnt. Wie alle Städte dieses Gebietes wurde auch El Mirador um etwa 900 n. Chr. verlassen und hat somit 1500 Jahre lang existiert.

Top Pyramide von La Danta in El Mirador

Die drei Hauptpyramiden von El Mirador heißen El Tigre, Los Monos und La Danta. Alle wurden in mehreren Schichten erbaut. Jede von ihnen weist eine Gruppe von drei Tempelpyramiden auf der obersten Ebene auf. Die Höhe von La Danta beträgt 70 Meter, El Tigre erreicht 55 Meter und Los Monos immerhin noch 48 Meter. Wegen ihres gigantischen Volumens von 2,8 Millionen Kubikmeter zählt La Danta zu den größten Pyramiden der Welt. Zum Vergleich sei die Cheopspyramide in Ägypten angeführt. Diese erreicht mit 138 Metern zwar die doppelte Höhe, ihr Volumen liegt aber mit 2,5 Millionen Kubikmeter unterhalb dessen von La Danta.

Restaurierte Ornamente und Stufen in El Mirador

Um dorthin zu kommen, bleibt dir nichts anderes übrig als eine Wanderung zu unternehmen. Manchmal kann man sich auch Maultiere mieten und die Strecke beritten zurücklegen. Aber als Fußgänger ist man um einiges schneller und hat auch den Vorteil, dass man unterwegs die Natur aus der Nähe betrachten kann. Die einfache Streckenlänge beträgt 37 km. Hin und zurück sind es also 74 km. Wegen der Entfernungen, die man innerhalb El Miradors bei der Besichtigung zurücklegen muss, kommt man aber gut und gerne auf 80 bis 90 km. Das Gelände ist annähernd flach, hin und wieder sumpfig.

Arbeiter ersteigen El Tigre in El Mirador
Archäologen und Arbeiter auf El Tigre in El Mirador

El Mirador – Wandern im Dschungel

Es ist ein Fünf-Tages-Marsch nach El Mirador und zurück an den Lago Petén, den du auf keinen Fall auf eigene Faust versuchen solltest – siehe meine Bemerkung am Ende des Kapitels.

Tag 1

Der erste Tag beginnt mit einer Fahrt nach Carmelita, 45 km nördlich vom Lago Petén. Die Strecke führt über eine unbefestigte Straße. Carmelita ist das letzte Dorf, bevor der Urwald beginnt. Eine Stromversorgung für alle Bewohner gibt es nicht. Nur das Verwaltungsgebäude erhält Strom von einem Generator.

Anna und der Frosch

Hier beginnt der Weg nach El Mirador. Ein Führer und eine Mula nebst Maultiertreiber werden dich begleiten. Die Maultiere werden benötigt um Nahrung, Wasser und Gepäck zu transportieren. du selbst trägst nur eine Wasserflasche und deine Fotoausrüstung, und vielleicht noch Toilettenpapier, für den Notfall.

Am Ende des ersten Tages erreichst du Tintal. Tintal ist eine noch kaum erforschte antike Mayasiedlung mit Tempelpyramiden, aber geringerer Bedeutung als El Mirador. Dort findet sich ein Rastplatz mit Feuerstellen, einem Herd und einem Plumpsklo.

El Mirador – Maultiere auf dem Pfad

Vor Ort leben nur einige Arbeiter, die den Ort vom Pflanzenbewuchs freihalten und hin und wieder einige Archäologen, die den Ort untersuchen.

El Mirador – Wasserstelle in Tintal

Tag 2

Nach einer wundervollen Nacht mit Lagerfeuer, Moskitos und fremdartigen Dschungelgeräuschen geht es am nächsten Tag weiter. Der Weg führt ab hier durch ein paar Niederungen und kann teilweise sehr schlammig werden. Am Abend des zweiten Tages erreicht man dann El Mirador.

Sleeping Maya Princess at El Mirador

Tag 3

Nach der zweiten Nacht solltest du so früh wie möglich aufstehen und auf die nahe dem Lagerplatz gelegene Pyramide El Tigre klettern, um den Sonnenaufgang, der den Dschungel in ein fantastisches Licht hüllt, zu bewundern. Dieser dritte Tag dient also dem Beobachten, Schauen und Erkunden.

In El Mirador leben etwa 300 Arbeiter und zehn Archäologen. Wenn du Glück hast, kannst du mit dem einen oder anderen Archäologen über seine Arbeit sprechen oder ihn bei der Arbeit beobachten.

Auf jeden Fall solltest du die drei großen Pyramiden La Danta, Los Monos, El Tigre ersteigen. El Mirador hat aber viel mehr zu bieten. Insgesamt dürfte das ein tagesfüllendes Programm sein.

Immerhin liegen La Danta und El Tigre etwa drei Kilometer voneinander entfernt, so dass die Gehleistung dieses Tages ebenfalls nicht zu vernachlässigen ist und mit etwa zehn Kilometer zu Buche schlagen wird.

El Mirador – Maultierschädel als Wegweiser

Tag 4 und 5

Am vierten Morgen wirst du El Mirador wieder verlassen und nach einer weiteren Nacht im Dschungel erschöpft, aber glücklich in Carmelita ankommen, wo man dich abholt und zurück nach Flores bringt.

Reisetipps:

Gute Schuhe: Wenn du es nicht gewohnt bist, dann versuche auf keinen Fall die Strecke in Gummistiefeln zu gehen, wie es die Einheimischen tun. Ich war dort während der Regenzeit und fand, dass die Beschaffenheit des Weges gut genug für normale Wanderstiefel war.

Kleidung: Zieh lange Hosen und ein langärmeliges Hemd an. Es gibt dort Schlangen, Taranteln, Skorpione und Moskitos, die nur auf dich warten. Ja, nur auf dich!

Hygiene: Wasser ist limitiert. Erwarte nicht, dass du die Möglichkeit zum Duschen hast. Zähne putzen sollte natürlich möglich sein, aber eine Dusche mit frischem Wasser ist undenkbar. Nach drei Tagen wirst du den Duft eines Büffels verströmen, was dich aber nicht nur für deine Mitmenschen unattraktiv macht, sondern auch für die Moskitos.

Grüner Frosch auf einer antiken Keramikscherbe der Maya in El Mirador

Insektenschutz: Nimm ausreichende Mengen mit dir. Erwarte heftige Moskitoattacken. In San José, nördlich des Lago Petén, gibt es eine Organisation, die traditionelle Mayamedizin herstellt. Sie verkaufen auch eine Creme gegen Moskitos. Der Vorteil dieser fettigen Salbe ist, dass sie nicht so leicht von Schweiß und Regen abgewaschen wird, wie die handelsüblichen Sprays. Ich hatte einen Tiegel davon bei mir und benutzte sie während der fünf Tage. Nachdem ich mich drei Tage lange damit eingeschmiert hatte, verloren die Moskitos das Interesse an mir.

Licht ist anziehend: Es ist keine schlechte Idee, eine Taschenlampe dabei zu haben. Vor allem, falls du mal nachts aufs Klo musst. Aber benutze sie auf keinen Fall, wenn du nach Einbruch der Dunkelheit zusammen mit deinen Mitreisenden am Lagerfeuer sitzend dein Abendessen zu dir nimmst. Hast du Angst, es könnte ein Insekt in deine Suppe fallen? Kümmere dich nicht darum, du kannst es eh nicht ändern! Aber falls du versuchen solltest, den Inhalt dein es Tellers zu beleuchten, um so seinen Inhalt zu kontrollieren, dann wird mit Sicherheit eines geschehen: du wirst Myriaden von Insekten anlocken, deren einziger Wunsch darin zu bestehen scheint, in deine vegetarischen Spaghetti Bolognese zu hüpfen. Intelligenter ist es, einfach im Dunkeln zu essen, und es den kleinen Kerbtieren zu erlauben, in die Suppe dein er Mitreisenden zu hüpfen, während sie ihre eigene Schüssel ausleuchten.

Wie kommt man nach El Mirador?

Versuche nicht, diesen Trip auf eigene Faust durch zuziehen. Es ist gefährlich! Man weiß nie genau, wem man im Wald begegnet. Und wenn irgendetwas passieren sollte, dann ist die Zivilisation zwei Tagesmärsche entfernt. Besser ist es, du erkundigst dich bei den Touristenbüros in Flores. Sie organisieren Führer, Verpflegung und Maultiere für den Trip, bringen dich nach Carmelita und holen dich am Ende des Ausflugs dort wieder ab.

Viel Spaß!

Mehr information über El Mirador

Ein schöner Artikel über den Trip nach El Mirador in englischer Sprache ist:   “Best regards from far” : A 5-day jungle expedition to discover the ancient Maya capital of El Mirador, Guatemala

Ein zweiter Artikel auf der gleichen Seite beschreibt die histroischen Aspekte von El Mirador: Exploring the cradle of the Maya civilization, El Mirador, Guatemala

The Mirador Basin Project ist ein Forschungsprojekt das neben der archaeologischen auch die Erforschung der Natur der Region zum Gegenstand hat.

Und natürlich kannst du auch einen Blick in mein eigenes Buch werfen:

Die Ruinenstädte der Maya – Christian Schoen (2017)

das es auch auf englisch gibt:

THE MAYA SITES – HIDDEN TREASURES OF THE RAIN FOREST 
A Traveler’s Guide to the Maya Sites on the Yucatán peninsula, in México and Guatemala

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