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Der Mayakalender – Teil 7 – Das Datum in den Inschriften der Maya

Der Mayakalender - Artikelbild - Teil 7 - Das Datum in den Inschriften

Der Mayakalender - Artikelbild - Teil 7 - Das Datum in den Inschriften

Der Artikel „Der Mayakalender“ ist ein Auszug aus der zweiten Auflage meines Buchs „Die Ruinenstädte der Maya„ –  einem Reiseführer zu den wichtigsten Mayastätten auf der Yucatán-Halbinsel in México und Guatemala.
Die 2. Auflage erscheint im Herbst 2017.

Der Mayakalender – Teil 1 – Einführung
Der Mayakalender – Teil 2 – Haab, das Sonnenjahr
Der Mayakalender – Teil 3 -Tzolkin, der sakrale Kalender
Der Mayakalender – Teil 4 – Die Kalenderrunde
Der Mayakalender – Teil 5 – Die lange Zählung
Der Mayakalender – Teil 6 – Zahlen und das Vigesimalsystem
Der Mayakalender – Teil 7 – Datum und Zahl in den Inschriften

Das Datum in den Inschriften der Maya

Wie du bereits in Teil 5 – Die lange Zählung sehen konntest, verwendeten die Maya eine spezielle Art der Datumsbestimmung für ihre Inschriften – eben die lange Zählung, auch „Long Count“ genannt.

Die Leserichtung der Inschriften

Die Leserichtung der Inschriften war natürlich genau festgelegt. Die Maya benutzten zur Anordnung ihrer Glyphen (meistens) zwei Spalten. Diese wurden zeilenweise, oben beginnend von links nach rechts gelesen. Das Diagramm verdeutlicht diesen Vorgang.

Leserichtung in den Mayainschriften

Ich will nicht verschweigen, dass es auch noch andere Anordnungen gab, die Maya waren künstlerisch einfallsreich. Wenn die Bilder in mehreren Spalten mit ungerader Anzahl, also 3 oder 5 angeordnet waren, dann wurde zunächst nur die erste Spalte alleine, von oben nach unten, gelesen. Die Spalten 2 und 3 folgten dann wie oben beschrieben. Es wurden aber auch horizontale und sogar diagonale Anordnungen entdeckt.

Bestandteile von Datumsinschriften

Wir haben jetzt fast alle Bestandteile, die in der klassischen Mayazeit für eine Datumsinschrift verwendet wurden zusammen. Bevor ich aber die fehlenden Teile vorstelle will ich kurz den grundsätzlichen Aufbau erläutern.

Eine Datumsangabe in den Inschriften besteht in der Regel aus zwei Abschnitten oder Sequenzen, der Anfangsreihe (Initial Series) und der Ergänzungsreihe (Supplementary Series). Die Anfangsreihe ist immer vorhanden. Die Ergänzungsreihe ist optional und nicht immer vorhanden.

Die Anfangsreihe besteht aus:

Falls die Inschrift eine Ergänzungsreihe enthält, dann wird diese zwischen dem Tzolkin- und dem Haab-Eintrag eingefügt.

Sie besteht dann aus den folgenden Teilen:

Im Weiteren habe ich auf die Darstellung der Symbole der Herren der Nacht und der Mondserie verzichtet.

Neben den bisher erwähnten Zyklen verwendeten die Maya in ihren Inschriften auch Zyklen für 7 und 819 Tage. Interessant bei letzterem ist die Tatsache, dass 819 das Produkt der Zahlen 7, 9 und 13 ist, so dass man bei der Multiplikation dieser 3 Zahlen 819 erhält.

Diese Zyklen wurden aber eher selten verwendet und ich gehe hier nicht weiter darauf ein.

Betrachten wir jetzt die Einzelteile genauer:

Die Initialglyphe

In vielen Inschriften findet sich, bevor die eigentliche Datumsinschrift beginnt, eine Glyphe, die in der Mayaforschung als Initialglyphe oder mit der Abkürzung ISIG für „Initial Series Introduction Glyph“, also „Initialserieneinführungsglyphe“ bezeichnet wird.

Diese Glyphe markiert den Anfang des Textes. Oft erstreckte sie sich über zwei Spalten hinweg. Sie kann aber auch nur eine Spalte in Anspruch nehmen.

Der Mayakalender – ISIG – Initial Series Introductiory Glyph

Die Initialglyphe setzt sich aus verschiedenen Elementen zusammen. Oben kennzeichnet eine Wellenstruktur die Glyphe. An den Seiten finden sich die von den Forschern als Fischflossen bezeichneten Strukturen.

Den unteren Teil nimmt das Symbol für Tun (Stein oder Jahr) ein. Im zentralen Bereich findet sich eine Stelle, die variabel ist. Hier wurde das Monatszeichen des Ereignisses eingetragen.

Das Datum der langen Zählung

Im Anschluss an die ISIG folgen die Glyphen für das Datum der langen Zählung. Nur in Ausnahmefällen beginnt dieses nicht mit dem Baktun. Es sind also 5 Glyphen in der Reihenfolge Baktun, Katun, Tun, Uinal, Kin zu erwarten. Übrigen, dadurch, dass Anordnung und Reihenfolge bei der Darstellung eines Datums der langen Zählung relativ strikt vorgegeben sind, kann man den numerischen Wert der Perioden bestimmen, ohne dass man die Hieroglyphen genau kennt.

Der Tzolkin Tag

Eine einzelne Glyphe benennt das Tzolkindatum.

Die neun Herren der Nacht

Die Herren der Nacht sind neun Gottheiten der Maya. Jede Nacht steht unter dem Schutz eines anderen „Herren“. Man weiß zwar, wie diese Glyphen aussehen, kennt aber ihre Namen nicht. Deshalb werden sie einfach mit G1-G9 benannt. Es handelt sich hier also um einen weiteren Zyklus mit 9 Einheiten.

Die Mondserie

Die Mondserie besteht aus 4 Glyphen, die bestimmte, die Mondphasen betreffende Informationen enthalten. Die Mondphase der Maya begann bei Neumond. Die Glyphen benennen das Mondalter, die letzte Mondphase, die Mondgottheit und die Länge der aktuellen Phase.

Haab-Datum

Eine einzelne Glyphe benennt den Tag im Haab-Kalender und kennzeichnet so auch das Ende des Datumeintrags.

Jetzt haben wir alles zusammen, was man braucht um ein Datum der langen Zählung korrekt zu lesen. Wir kennen die Zahlen, die Symbole der Zeitalter und die Symbole, die im Haab und Tzolkinkalender verwendet wurden.

Deshalb kommen jetzt zwei Beispiele:

Die beiden Beispiele, die ich hier aufführe werden gerne in der Mayaliteratur verwendet. Das erste ist ein Datum das von Stele C in Quirigua stammt. Quirigua ist eine Maya-Fundstätte die sich in Guatemala in der Nähe von Copan und der Grenze zu Honduras befindet. Diese Inschrift ist ein schönes Beispiel für das Datum des Schöpfungstages. 13.0.0.0.0.

Da in diesem Fall keine Einträge mit der Ergänzungsserie vorhanden sind, folgt unmittelbar auf den Tag des Tzolkin-Kalenders der Eintrag für den Tag des Haab. Für die Zeichnung habe ich eine Darstellung von Morley als Vorlage verwendet.


Der Mayakalender – Schöpfungsdatum – Stela C – Quirigua

Du  kannst an diesem Beispiel gut sehen, dass du die Symbole für die Zeitabschnitte nicht unbedingt erkennen musst, um das Datum zu lesen. Die Stellung der Zahl innerhalb der Inschrift, gibt schon einen Hinweis darauf, ob du es an dieser Stelle mit Baktun, Katun, Tun, Uinal oder Kin zu tun hast.

Schema Stele C – Quirigua

Das zweite Beispiel zeigt den unteren Teil von Stele 11 in Yaxchilan. Hier schiebt sich die Ergänzungsserie zwischen Haab und Tzolkin-Eintrag.

Der Mayakalender – Stela 11 – Yaxchilan

In diesem Fall habe ich die Zeichnung nach einer Fotografie angefertigt.


Schema von Stele 11 – Yaxchilan

Die Bedeutung des Kalendereintrags ist wie folgt. Meine Übersetzung von Stela 11 ist angelehnt an die Übersetzung aus: „Yaxchilan: The Design of a Maya Ceremonial City von Carolyn E. Tate“

Unter der Herrschaft des Monats Zec

Es war 9.16.1.0.0

Es war 11 Ahau

Der Wächter der Nacht war (G8)

Es war der 12. Tag der Mondphase

Die 5. Mondphase war zu Ende

Sein heiliger Name war…<unbekannt>

Die Mondphase hatte 30 Tage

Es war 8 Sek

Jetzt wollen wir doch noch wissen, wann das nach dem gregorianischen Kalender war. Deshalb hier die Berechnung:

(9*20*20*360)+(16*20*360)+(1*360)+(0*20)+(0*1)= 1411560

Eingesetzt in die vereinfachte Formel, die wir im Teil über die lange Zählung gesehen hatten:

Jahr = (Anzahl der Tage / 365,25) – 3112,31

Jahr = 752,25

So wissen wir also schon einmal, dass das in Stele 11 festgehaltene Geschehen etwa im Jahr 752 n. Chr.  stattgefunden haben muss.

Verwendet man ein Computerprogramm, dann bekommt man auch noch Tag und Monat genannt.

Das Datum, das hier auf Stele 11 dargestellt ist, entspricht dem 1. Mai 752 n. Chr. Es bezeichnet den Tag der Thronbesteigung des Herrschers Vogel-Jaguar IV in Yaxchilan.

Abschluss

Ich gratuliere! Falls du dem Text bis hierher gefolgt bist, weißt du jetzt, wie man einfache Datumsinschriften liest. Deine Reisegefährten werden verblüfft sein, wenn du ihnen erklären kannst, über welche Zeit eine Inschrift Auskunft gibt.

So, das reicht jetzt erst einmal über das Kalendersystem. In den Literaturhinweisen finden sich mehrere gute Lehrbücher, teilweise kostenlos im Internet verfügbar, für alle die hier noch tiefer in das Thema einsteigen wollen.

Literatur  zum Weiterlesen

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